Eines schönen Donnerstags
überkam mich am Abend, als die
Putzkolonne mein Büro übernahm, der Aktionismus.
Nachdem wir
bereits am Samstag nach ausgiebiger Beratung im vorletzten
Geschäft wunderschöne Ringe gefunden und in Auftrag
gegeben
hatten - freilich ohne Gravur, denn einen Termin gab es da noch nicht
- hatte ich einen Abend in den Geschäften des
Samstages und
einen Nachmittag in unzähligen Onlineringshops vergeblich auf
der
Suche nach dem perfekten Ring verbracht. Alles ohne Erfolg.
Also ging ich in ein
bereits frisch gereinigtes Zimmer und griff zum
Telefon. Nach dem Telefonat mit Sabine hatte ich einen perfekten Plan
für einen tollen Abend, dessen Höhepunkt mein
Heiratsantrag
an Judith sein sollte.
Ich hatte noch 30
Minuten, um den perfekten Ring zu finden. Und es
gelang mir dank meiner ausgiebigen Vorarbeit, fast perfekt. "Das muss
eine tolle Frau sein, bei all dem Aufwand, den Sie da treiben" meinte
der Juwelier, als er mich wieder einmal in seinem Laden
begrüßte. Und Recht hat er!
Am nächsten Morgen
standen wir wieder einmal in aller
Herrgottsfrühe auf. Ich packte meine sieben Sachen. Und drei
Kochbücher. Dann fuhr ich Judith zur Schule und tat so, als
führe ich weiter zum Arbeiten. Kaum war sie um die Ecke, bog
ich
schnurstracks zweimal links ab und ging im Handelshof
Kochbücher
lesen.
Wieder zu Hause
bereitete ich alles für das Mahl zu. Es war nicht
ganz klar, ob sie nach der zweiten oder der sechsten Stunde nach Hause
kommen würde. Bis sie wieder kommen würde,
wollte ich
abspülen, den Tisch decken und schmücken. In meine
Laptoptasche alle Utensilien packen, die man braucht, um in einem
Zimmer eine romantische Atmosphäre zu erzeugen. Und in meiner
Provianttasche alles ins Auto zu schmuggeln, was man für eine
spontane Nacht im Hotel benötigt. Nach Tübingen
fahren und
Blumen kaufen. Diese im Auto so unterbringen, dass sie nicht enteckt
würden. Noch mehr Rosen kaufen. Diesmal in
Reutlingen. Und
ganz nebenbei ein Hotelzimmer organisieren.
Und mit etwas Glück
war ich vor Judith wieder zu Hause und ich
fing an zu kochen. Danach konnte ich die Früchte meiner Arbeit
ernten und wir hatten einen wunderschönen Tag zu zweit. Beim
Mittagessen. Beim Baden in Beuren. Beim Abendessen mit dem
überaus
sympathischen Kellner, dem wir den Vorzug gegenüber dem
fremden
Hotelzimmer gegeben hatten. Und einem Abschluss, mit dem sie fast nicht
mehr gerechnet hatte....
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